Am Samstag, den 28.03.2020 ging unsere Veranstaltungsreihe “Vollzeit4Future – Karriere im Klimaschutz”, gefördert durch die Klimaschutzstelle der Stadt Köln, digital weiter. Das Webinar hat gezeigt: Motivation dafür, etwas für Klimaschutz zu tun, funktioniert online wie offline. Das freut uns sehr!
Es gab Vorträge zu (Beratungs-)Angeboten für Gründer*innen in Köln und Anregungen und Tipps für junge Unternehmen von erfahrenen Gründer*innen. Im Folgenden stellen wir Euch die Referent*innen nochmal vor und haben ihre Kernaussagen aus dem Webinar für Euch zusammengefasst.
IHK Köln / Services für Gründer*innen
Mathias Härchen, ausgebildeter Jurist und Bankkaufmann, ist Leiter der Geschäftsbereichs Unternehmensförderung bei der Industrie- und Handelskammer Köln. Die Mission der Startup-Unit ist, Gründer*innen beim Aufbau starker Startups zu unterstützen und ein gründerzentriertes Ökosystem für das Rheinland zu entwickeln.
“Unser Alleinstellungsmerkmal ist die neutrale und objektive Beratung. Wir sind also nicht umsatzgetrieben und haben uns deshalb auch die Freiheit rausgenommen breit zu informieren, auch über Projekte und Fördermittel die vielleicht keine Provision abwerfen. Wir verschaffen euch einen möglichst breiten und unabhängigen Entscheidungshorizont.”
Mathias Härchen, IHK-Köln, Startup-Unit
Eine Übersicht der Angebote findet ihr auch in dieser Präsentation.
Konkret nannte Mathias Forestgum als Beispiel für ein Klima-Startup aus der Region. Es gab eine (erfolgreiche!) Crowdfunding-Kampagne bei Startnext und einen Beitrag bei WDR Markt. Ein weiteres schönes Beispiel sei Oheema Green Housing, die mit Baublöcken aus recyceltem Kunststoff Häuser in Ghana bauen wollen.
Ein Tipp von Mathias zur Vernetzung von jungen Startups und allen, die Gründen wollen: Die Facebook-Gruppe Cologne Startups.
NUK Rheinland / Gründen mit Netzwerk und Know-How
Als zweites stellte sich Judith Mertens, Referentin für Kommunikation und Veranstaltung und Gründungsberaterin beim NUK, vor.
NUK – Neues Unternehmertum Rheinland wurde 1997 gegründet und will Gründer*innen im Rheinland einen möglichst guten Start zu ermöglichen. Der regionale Fokus liegt auf Köln, Düsseldorf und Bonn. NUK bietet kostenlose Angebote von der Idee bis zur Gründungsphase, basierend auf ehrenamtlichen Engagement von Expert*innen aus Unternehmen und Firmen.
Und das sei wichtig, damit eine Idee auch tatsächlich am Markt funktionieren kann. Und es nicht heißt “Nö, dein Produkt kauft nicht mal deine Mutti!” sondern “Yeah, dein Produkt kauft sogar die Konkurrenz!”
Hilfreiche Tipps stellt das NUK Handbuch bereit. Und um keine Veranstaltungen zu verpassen, tragt Euch am besten für den Newsletter ein.
NUK möchte Hilfe zu Selbsthilfe geben:
“Wir sind davon überzeugt: Ihr müsst wissen was Ihr tut. Ihr müsst wissen, wo Eure Zahlen herkommen, wie etwas funktioniert, damit ihr gut Unternehmer sein könnt.”
Unternehmen, die heute erfolgreich am Markt tätig sind und bei NUK-Veranstaltungen dabei waren kommen aus den unterschiedlichsten Branchen, Beispiel sind Fond of Bags mit einem breiten Angebot an Rucksäcken, Next Kraftwerke, die ein dezentral-virtuelles Großkraftwerk betrieben, oder djahé mit Bio-Limonade.
Meet a Coach: Individuelles Coaching und Wissenstransfer
Kathrin Möntenich hat vor 12 Jahren gegründet und damals Unterstützung vom NUK bekommen. Ihr Wissen und ihre Erfahrung gibt sie deshalb heute als Beraterin und Coach beim NUK weiter, zum Beispiel bei den Meet a Coach-Meetups:
2010 habe ich Deutschland’s erstes Bio-Fast Food gegründet, weil ich glaubte es wäre an der Zeit, gegen McDonald’s und so weiter mal einen gesunden und ehrlichen Kontrapunkt zu setzen. Mittlerweile habe ich mein Geschäftsmodell schon drei Mal verändert.
Heute bietet sie Bio-Fertiggerichten mit pick-a-pea an.
Sie merkte an, dass es bei Bio-Gründer*innen viele tolle Ideen gäbe, aber häufig der Fokus fehle: Was ist der Kern der Gründungsidee? Dann gelte es, einen Fahrplan mit konkreten To Dos zu erarbeiten und diese zu priorisieren. Wenn sie bei der Beratung an ihre eigenen Grenzen stößt, weiß sie, wer im Netzwerk andere Themen abdecken könnte.
ClimateFounders – Skalierbare Geschäftsmodelle für Klimaschutz
Als CEO und Gründer von Climate Founders hat Markus Sudhoff ursprünglich ein Inkubator-/Accelerator-Stipendium und eine intensive Betreuung von Klima-Startups in Köln und Umgebung geplant.
Aufgrund der momentanen Lage hat sich dieser Plan geändert. Momentan hat er mit Climate Founders-Talks mit erfolgreichen Gründer*innen, zur Inspiration und zum Netzwerken gestartet. Außerdem plant er Hackathons, wo gemeinsam intensiv an Ideen und ggf. Prototypen gearbeitet werden kann. Falls daraus Gründungsideen entstehen: mit individuellen Programm mit ihnen zusammenarbeiten und weiter vorantreiben. Aktuelle Informationen auf der Website von Climate Founders oder bei LinkedIn, physisches sitzt er im Ship Cologne in Köln-Ehrenfeld.
Markus hat den während seiner Tätigkeit bei der Founders Foundations, Tochter der Bertelsmann Stiftung, den Aufbau von über 40 Startups mit betreut. Dabei hat er viel darüber gelernt, wie man ein Ökosystem für Startups aufbaut. Seine Expertise: Die ganz frühe Phase von Gründungen.
Seine Position: Statt “total korrekte” Projekte zu fördern, die mit Spenden 20 Bäume pflanzen, setzt er lieber auf stark skalierbare Geschäftsmodelle, die “85 Millionen Bäume” pflanzen. Ecosia sei ein Positivbeispiel für ein skalierbares und extrem lukratives Geschäftsmodell. Die nachhaltige Suchmaschine hat mittlerweile mehr Bäume gepflanzt, als Deutschland Einwohner hat.
Möglichkeiten sieht er besonders im Bereich Dienstleistungen und Produkte für Unternehmen:
Meine Idee ist sehr industrienah zu arbeiten und mit Startups Lösungen für die Probleme großer Unternehmen zu schaffen, die übertragbar und skalierbar sind und somit einen großen Impact schaffen können.
Vytal – Fallstudie für “Learning by Doing” in Klima-Startups
Sven Witthöft ist Gründer von VYTAL, einem digitalen Mehrweg-System für To-Go-Food für Restaurants, Kantinen, Supermärkte und Lieferdienste. Das Circular Economy-Startup besteht aus einem Zusammenspiel von Hardware (Bowl) und Software (App), letztere funktioniere wie Carsharing. Geld wird mit jeder eingesparten Verpackung verdient, damit seien Wirkung und Finanzen perfekt aligned. Zum Thema Skalierbarkeit von Geschäftsmodellen stimmt er Markus von Climate Founders zu:
Den größte Impact können wir haben, indem wir Business Modelle schaffen, die einen klaren Fokus auf Nachhaltigkeit haben, aber auch extrem skalierbar sind. Auf Dauer sind NGO-artige Strukturen zwar sehr wichtig, aber aus unternehmerischer Sicht nicht tragfähigkeit. Wir brauchen wirklich Ideen, die Mainstream werden können und einen Riesendurchbruch schaffen. Das ist auch unser Ansatz mit VYTAL.
Drei wichtige Punkte zum Vorgehen, wenn man sich als potentieller Gründer, was man machen könnte.
- Wo sind wirkliche Probleme für den Kunden? Kunden können dabei sowohl Unternehmen als auch Endkonsument sein, wichtig ist jedoch, tatsäclich eine “Value Proposition” zu haben und die “Customer Pain Points” mit einer Lösung effektiv zu adressieren.
- Schnell raus an den Markt, auch wenn das Angebot nicht perfekt ist. Vytal ist recht schnell gestartet, mit einer App, die immer noch nicht perfekt ist. Dennoch haben Sie in den letzten neun Monaten am Markt wahnsinnig viel gelernt. Er empfiehlt das Buch The Lean Startup, von Eric Ries der beschreibt, wie man Prototypen, sogenannte “Minimal Viable Products”, schnell auf den Markt bringt, Hypothesen validiert bzw. falsifiziert um Geschäftsideen zu testen, Erfahrungen zu sammeln und den Kurs permanent zu korrigieren. Und ein weiterer Tipp dazu von Markus Sudhoff (Climate Founders): das Founders Playbook.
- Zuletzt benannte er Vernetzung und Austausch als wichtige Erfolgsfaktoren. Mit VYTAL waren Sie bei NUK-Treffen gewesen, sie sitzen im Startplatz und tauschen sich dort aus – und auch er freut sich gerne über Anfrage von potentiellen Gründer*innen.
Abschluss-Diskussion: Nachhaltige Startup-Gründungen – zwischen Ideal und Profit!
In der gemeinsamen Abschlussdiskussion ging es um allgemeine Trends bei Klima-Startups – und die Balance von ökologischem Anspruch und finanzieller Realität.
Die gute Nachricht: Sowohl beim NUK als auch bei der IHK liegen nach eigener Einschätzung der Referenten etwa 25% der Anfragen für Gründungsberatung im Bereich Nachhaltigkeit oder Umweltschutz. Das Thema ist als sehr präsent und wird aktiv angegangen.
Wichtig dabei ist jedoch nach Ansicht der Referent*innen, die wirtschaftliche Perspektive, denn auch ökologisch orientierte Startups müssen ja Kunden gewinnen, am Markt bestehen und mindestens ihre Kosten decken:
Wichtig dabei ist, dass eine Idee auch in der freien Marktwirtschaft bestehen kann.
Judith Mertens, NUK Neues Unternehmertum
Startups werden immer mehr als mögliche Lösungsbringer akzeptiert, aber der Markt ist schwer, immer noch schwierig etwas Gutes zu tun und damit Geld zu verdienen. Wir sind da erst am Anfang.
Mathias Härchen, IHK Köln
Judith Mertens bemerkte abschließend, dass natürlich letztlich Endverbraucher*innen den Markt bestimmen und daher die Nachfrage von Konsumenten ein entscheidender Faktor ist, ob nachhaltige Lösungen am Markt bestehen können. Also: Es kommt auf uns alle an!
Mehr Informationen zum Thema Karriere und Klimaschutz gibt es auf unser Projektseite: Vollzeit4Future.